Rückblick auf den Sinn-Abend im Oktober

Wie auch im letzten Jahr zu Allerheiligen, ging es auch heuer beim Sinn-Abend Ende Oktober um die Themen Tod und Sterben. Es war uns, meiner Kollegin Regina Egger und mir, wichtig, wieder einen geschützten Raum zu bieten, wo diese Themen sein dürfen, ganz im Sinne Viktor E. Frankls, der meinte: „Man kann sich nicht früh genug und man kann sich nicht oft genug mit dem Tod konfrontieren. Nur die Tatsache der zeitlichen Begrenzung unseres Daseins ist der Ansporn, die Zeit und jede Stunde und jeden Tag zu nützen.“

 

Eine bewusste Auseinandersetzung mit unserer Sterblichkeit wird ändern, wie wir durchs Leben gehen. Wir haben uns diesmal mit der Frage Was kommt danach? beschäftigt, und zwar nicht im metaphysischen Sinne, sondern auf eine ganz konkrete und anschauliche Weise. Dazu hat uns die bekannte Innsbrucker Bestatterin, Thanatologin und Psychologin Christine Pernlochner-Kügler ihre WKD-Box zur Verfügung gestellt, die sie immer wieder in Seminaren einsetzt. Herzlichen Dank dafür! WKD steht für Was kommt danach? Die Box war vollgefüllt mit diversen Utensilien, die im Bestattungsinstitut zum Einsatz kommen, wie z.B. eine Aschekapsel, die in die Urne hineinkommt, ein Schamottstein, der zur Identifikation beim Kremieren mit in den Sarg gelegt wird, das Innenleben eines Sarges, Eye Caps und weitere Utensilien, die bei der Thanatopraxie, der modernen Verstorbenenversorgung, zum Einsatz kommen (können) uvm. Diese Utensilien haben wir in die Hand genommen, um zu begreifen, womit wir es da zu tun haben und daraus sind spannende Diskussionen entstanden.

 

Wir haben zum Beispiel über die unterschiedlichen Bestattungsmöglichkeiten gesprochen, aber auch über die Möglichkeiten, sich von einem geliebten verstorbenen Menschen zu verabschieden. Die oben kurz angesprochene Thanatopraxie bzw. die thanatopraktischen Maßnahmen gehen über die klassische, hygienische Totenversorgung hinaus und erleichtern den Hinterbliebenen einen würdevollen Abschied am offenen Sarg. Ja, das ist möglich! Viele TeilnehmerInnen wussten das nicht. Wir haben darüber gesprochen, wie so ein Abschied gestaltet werden könnte. Dazu habe ich verschiedene Beispiele aus dem Buch Du stirbst nur einmal, leben kannst du jeden Tag. Eine Bestatterin erzählt von Christine Pernlochner-Kügler vorgestellt (unbedingte und uneingeschränkte Leseempfehlung!!). Wir haben auch darüber gesprochen, wie sich diese Form der Verabschiedung auf die Trauer auswirken kann. Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dann von ihren ganz persönlichen Erfahrungen berichtet. Das war sehr berührend und bereichernd. Im Alltag gibt es selten die Möglichkeit für so einen offenen Austausch. Was für ein Geschenk. Danke für das Vertrauen!

 

Wie umgehen mit Kindern und kognitiv beeinträchtigen Menschen bei der Verabschiedung von einem geliebten Menschen? Auch darüber haben wir uns intensiv ausgetauscht, Erfahrungen wurden geteilt und Kinderbücher wurden vorgestellt, die sich dazu eignen, Kinder einfühlsam an dieses Thema heranzuführen, sollte dies notwendig sein. Natürlich gibt es dazu auch Hilfsangebote, die im Trauerfall genutzt werden können. Auch darüber haben wir gesprochen und persönliche Erfahrungen wurden dazu eingebracht. Danke dafür.

 

Um mich auf diesen Sinn-Abend vorzubereiten und mit den diversen Utensilien in der WKD-Box vertraut zu sein, habe ich einen Nachmittag im Bestattungsinstitut von Christine Pernlochner-Kügler in Innsbruck verbracht und habe dort an einem Seminar teilgenommen. Das war eine große Bereicherung für mich und dieses Wissen und diese Erfahrungen kann ich nun in meiner Beratungspraxis einfließen lassen.

 

Den Sinn-Abend haben wir mit einer kurzen Imagination zum Thema Lebensträume beendet. Wir haben damit wieder die Brücke zum Leben geschlagen. Unser Ziel war es nämlich, durch die unkonventionelle, intensive und ganz konkrete Beschäftigung mit unserer Sterblichkeit unser Ja zum Leben zu stärken.

 

Der nächste Sinn-Abend findet am 21. November um 19:00 Uhr in Angerberg statt. Das Thema im November lautet Achtsamkeit & Empathie.