Beim Sinn-Abend am Donnerstag, den 16.05.2024, haben wir uns dem vielschichtigen Thema Angst angenommen.
Das Wort Angst hat seine Wurzeln im lateinischen Wort angustiae, was so viel wie Enge bedeutet. Angst macht eng, Angst schnürt uns die Kehle zu. Auch im Italienischen gibt es das Wort angoscia für Angst, Furcht und Existenzangst. Auch hier ist die Herkunft vom Lateinischen angustiae deutlich erkennbar. Über die Psychoanalyse und die Existenzphilosophie hat das Wort Angst auch Einzug in anderen Sprachen gehalten. Auch im Englischen gibt es das Wort angst.
Angst ist ein komplexes Phänomen. Im Deutschen gibt es unzählige Begriffe und Redewendungen im Zusammenhang mit Angst: Furcht, Unbehagen, Beklemmung, Panik, Phobie, Mutlosigkeit, Unsicherheit, Angsthase, mir wird angst und bange usw.
Meine Kollegin Regina Egger hat verschiedene und häufige Angstfelder vorgestellt. Im Anschluss konnte jeder - ganz ohne sich gleich mit seinen Ängsten outen zu müssen - seine Hauptängste auf kleine Zettel schreiben und in einen Korb legen. Wir haben diese Ängste dann verlesen und waren erstaunt, wie viele unterschiedliche Ängste da zum Vorschein gekommen sind. Einige Beispiele waren: Angst, nicht richtig zu sein, Angst, nicht gesehen zu werden, Angst vor dem Zahnarzt, Angst vor Krankheiten, Angst vor Veränderung, Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen, Angst, ausgeschlossen zu werden, Angst, zu früh aus dem Leben zu scheiden, Angst vor Konflikten, Angst, alleine vor großem Publikum zu sprechen, Verlustangst, Angst, mich mit meinen Talenten zu zeigen, Angst vor Tieren, Angst, sich mit allen Ecken und Kanten zu zeigen usw. usw.
In einem nächsten Schritt haben wir uns mit den Wirkungen von Angst beschäftigt, mit den positiven wie mit den negativen. Dazu haben wir einen sehr berührenden und scharfsinnigen Text des Existenzanalytikers Alfried Längle über die Angst vor dem Tod verlesen. In diesem Text schreibt er, dass Angst uns auf die größte Gefahr aufmerksam machen kann, nämlich zu sterben, ohne wirklich gelebt zu haben.
Im Anschluss haben wir Ideen gesammelt, wie wir Ängsten begegnen können und wie wir zu innerem Frieden kommen können. Wir haben erkannt, dass wir unseren Ängsten, die zum Leben und zum Menschsein dazugehören, nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern dass wir einen ganzen Korb an Möglichkeiten haben, ihnen zu begegnen. Berührende, persönliche Geschichten wurden in diesem Zusammenhang geteilt, die auch wieder zum ein oder anderen Gänsehautmoment und zu der ein oder anderen Träne geführt haben.
Zum Abschluss haben wir eine Kurzimagination zum Thema Mut gemacht. Die Bilder, die sich bei den TeilnehmerInnen aus der Tiefe ihrer Seele gezeigt haben, wurden in der Gruppe geteilt und wir haben diese Mut-Bilder mit viel Applaus und Zuspruch gefeiert. Tief berührt und auch lachend haben wir den Abend beendet. Wie immer gab es wieder einige Buch- und Filmtipps und noch weitere Gespräche und Austausch der TeilnehmerInnen im Anschluss an den Sinn-Abend. Die Sinn-Abende sind eben ein Ort der Begegnung.
Danke an alle fürs Dabeisein.
Der nächste Sinn-Abend mit mir und meiner geschätzten Kollegin Regina Egger findet am Donnerstag, den 27.06.2024 statt.
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