Am Allerseelen-Abend haben meine Kollegin Regina Egger und ich einen Sinn-Abend zum Thema Endlichkeit des Lebens, Tod und Trauer im Helmhof in Angerberg veranstaltet. Eine neue Erfahrung für uns, für die wir sehr dankbar sind. Wir gehen sehr reich beschenkt und berührt aus diesem Abend heraus.
Wir haben zunächst an unsere lieben Verstorbenen gedacht und sie gedanklich in unsere Mitte geholt. Da sich die TeilnehmerInnen so vertrauensvoll geöffnet und eingebracht haben, waren die Themen des Abends sehr vielfältig. Wir haben z.B. über die Wichtigkeit von Ritualen im Zusammenhang mit Trauer gesprochen, haben über Ängste in Verbindung mit unserer Endlichkeit gesprochen und haben uns über den Unterschied von trösten und vertrösten ausgetauscht. Persönliche Erfahrungen, positive wie negative, waren sehr berührend.
Die verschiedenen Möglichkeiten der Verabschiedung von einem verstorbenen Menschen waren den TeilnehmerInnen ein wichtiges Thema. Viele konnten hier von persönlichen Erfahrungen, Enttäuschungen und Wünschen berichten. Einige wollten auch davon erzählen, wie sie bestattet werden möchten oder wie sie sich ihre Verabschiedung wünschen würden. Ein Thema, das im familiären Umfeld manchmal gar nicht so leicht besprochen werden kann, weil der Tod vielfach ein Tabuthema ist.
Es war uns besonders wichtig, bei diesem Sinn-Abend einen vertrauensvollen Raum für so sensible Themen rund um die Themen Tod und Trauer zu schaffen. Alles durfte sein, natürlich auch Tränen.
Als Logotherapeuten war es uns zudem ein Anliegen auch einige Gedanken von Viktor E. Frankl einzubringen. Laut Viktor E. Frankl, dem Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, kann man sich nicht früh genug und nicht oft genug mit dem eigenen Tod auseinandersetzen. Warum? Weil dieses Bewusstwerden und diese Auseinandersetzung ändern kann, wie wir unser Leben leben, solange die Tore unserer Lebensscheune (eine häufig verwendete Metapher von Frankl) weit offen sind. Irgendwann gehen die Scheunentore für immer zu.
Viktor E. Frankl sagt wörtlich dazu:
„Nur die Tatsache der zeitlichen Begrenzung unseres Daseins ist der Ansporn, die Zeit und jede Stunde und jeden Tag zu nützen.“
Wir haben auch ein Kunstprojekt des deutschen Bestatters Fritz Roth vorgestellt. Er hat 103 Koffer an Bürger aus allen Teilen des Landes geschickt, an Frauen, Männer, Alte und Junge, Künstler und Handwerker, Promintente und Nicht-Prominente mit der Aufforderung den Koffer für die letzte Reise zu packen. Die Frage war also: Was nehme ich mit auf meine letzte Reise? 103 sehr unterschiedliche und bewegende Koffer wurden an das Bestattungsunternehmen Roth zurückgeschickt. Ein Koffer z.B. auch aus Landeck in Tirol. Ein Buch und ein Film sind daraus entstanden. Wir haben uns beim Sinn-Abend auf die Kofferübung eingelassen, was sehr spannend und berührend war. Auch gelacht wurde miteinander.
Noch einiges gäbe es zu erzählen, aber die Stimmung eines Sinn-Abends kann man nur erfahren, wenn man selbst dabei ist. „Die Sinn-Abende gehen eh weiter?“, war eine schöne Frage am Ende des Abends. Ja, sie gehen weiter und wir sind dankbar, dass sie so gut angenommen werden.
Der nächste Sinn-Abend findet am 30. November zum Thema „Den Selbstwert stärken“ statt und die Termine für 2024 sind auch schon online. Die Themen werden nach und nach bekanntgegeben.
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